Glocken für Kusal
Die Kirche in Kusal wurde am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut (vermutlich zum Zisterzienserkloster Gudswall auf Gotland gehörig). Sie wurde dem heiligen Laurentius (Laurits) geweiht, der am 10. August 256 unter Kaiser Valerian den Märtyrertod starb; deshalb wurde über die Jahrhunderte am 10. August der Laurentiustag gefeiert.
2007 wurde während einer Reise auf den Spuren der Familie Kentmann durch Estland die Idee geboren, die Laurentiusgemeinde Kusal zu unterstützen. Auf dem Kentmannschen Familientag 2007 wurde über dieses Vorhaben beraten. Im Jahr 2008 wurde die Spendenaktion unter dem Motto „Die Glocken der Kirche in Kusal sind gesprungen und müssen ersetzt werden“ gestartet. Sie wurde über den Verein Baltische Baudenkmäler e.V. organisiert, Professor Albrecht Rost als Projektleiter benannt. In Kusal gab es nur noch eine funktionsfähige Glocke, aber es zeichnete sich die Möglichkeit der Übernahme eines kompletten Geläuts aus Deutschland ab. Leider konnte dieses Projekt nicht realisiert werden. Doch zum Jahresende 2009 erreichte uns die Nachricht, dass die Beschaffung neuer Glocken über ein EU-Programm förderfähig wäre. Im Januar 2010 wurde der Projektantrag durch Pastor J. Jalakas und den Glockensachverständigen T. Mäeväli gestellt. Der notwendige Eigenanteil wurde aus dem Projekt „Glocken für Kusal“, d.h., aus den Spenden des Familienverbandes Kentmann, über den Verein Baltische Baudenkmäler e.V. bereit gestellt. Am 15. Juni 2010 wurde die Förderzusage erteilt, und am 28. September wurden bereits die Glocken von der Glockengießerei Petit und Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen. Die Läutemaschinen waren in Belgien bestellt worden. Am 19. Oktober kamen die Glocken in Kusal an, und am 23. Oktober wurden sie in die Glockenstube hochgehievt; alle erforderlichen Vorarbeiten im Turm und der Glockenstube waren bereits von ortsansässigen Handwerkern erledigt worden. Am Reformationsfest, dem 31. Oktober 2010 wurden die Glocken von Bischof em. K. Paluja feierlich geweiht. An dem Festgottesdienst und der anschließenden Festveranstaltung nahmen Vertreter des Familienverbandes Kentmann e.V. teil.
Gloria-Geläut
Die drei Glocken bilden ein sogenanntes Gloria-Geläut. Sie sind nach den drei Kirchen des Kirchspiels Kusal benannt:
- Laurentius (nach der Laurentiuskirche Kusal) - „Ehre sei Gott“, b´, 380 kg
- Maria (nach der Marienkapelle Loksa) - „Meine Seele erhebt den Herren“, cis², 250 kg
- Katharina (nach der Katharinenkapelle Leesi) - „Höre, mein Volk“, fis², 100 kg
Geschichte
Die Kirche in Kusal wurde am Ende des 13. Jahrhunderts erbaut (vermutlich zum Zisterzienserkloster Gudswall auf Gotland gehörig). Sie wurde dem heiligen Laurentius (Laurits) geweiht, der am 10. August 256 unter Kaiser Valerian den Märtyrertod starb; deshalb wurde über die Jahrhunderte am 10. August der Laurentiustag gefeiert.
1564 - im russisch-livländischen Krieg - wurde die Kirche geplündert. Im 17. Jahrhundert erhielt die Kirche eine neue, wertvolle Innenausstattung; die Kanzel mit der Darstellung von Jesus Christus und den vier Evangelisten wurde vermutlich in der Werkstatt von Adam Pampe gefertigt (1613).
Während des Nordischen Krieges 1710 wurde die Kirche wieder stark beschädigt, die Glocken wurden weggeschleppt. 1751 und 1759 erhielt die Kirche neue Glocken.
1760 wurde der Turm mit dem barocken Helm erbaut. Der heutige Altar wurde 1865 errichtet, wobei Teile des alten Altars von 1664/65 wieder verwendet wurden, insbesondere auch die Figuren von Moses und Johannes dem Täufer des Revaler Meisters Elert Thiele. Das Altargemälde „Golgatha“ stammt von C. Walther (1864). 1889 - 1890 wurde die Kirche umgebaut und erweitert; sie erhielt Seitenschiffe, einen größeren Altarraum und eine Sakristei.
Im Winter 1937 „erfror“ die ältere und größere der beiden Glocken, im Winter 1944 erlitt auch die kleinere dieses Schicksal. Die kleinere wurde 1968 repariert, die größere im Jahr 1999. Im Jahr 2010 erhielt die Laurentiuskirche ein neues Geläut; die feierliche Glockenweihe fand am Reformationstag 2010 statt.