Baltische Baudenkmäler e.V.

Das erste Schiller-Denkmal der Welt in Helme / Estland

Der im Todesjahr des Dichters Friedrich von Schiller auf dem Gelände des Gutes Helme (estn.Helmet) errichtete Obelisk zeugte von einer allgemeinen Begeisterung für den Geist der Freiheit, der das Werk des Dichters durchzieht. Anfangs verehrt, hatte Napoleon mit seinem Kriegszug die ideaistische Hoffnung untergehen lassen, während Schillers Werk in seiner Vielfalt dauerhaft die Folie für Idealismus darbot.

Herr Leuther v. Gersdorff hatte als Mitglied des Vereins Baltische Baudenkmäler herausgefunden, dass eine mit dem damaligen livländischen Landmarschall Moritz Friedrich v. Gersdorff verheiratete Vorfahrin (Elisabeth Dorothea verw. v. Rennenkampff) in Helmet im Jahr 1805 (das Todesjahr des Dichters) das erste Schillerdenkmal der Welt errichten ließ. Dieses Denkmal, von Alexander v. Rennenkampff zur Mitte des 19. Jhdts. als rund 10 m hoher Granit-Obelisk beschrieben, ging offenbar spurlos unter. Deutschland hingegen hatte seines großen Dichters erst relativ spät gedacht, weshalb ein erstes Denkmal als Bronzeplastik des Bildhauers Bertel Thorvaldsen im Jahr 1839 auf dem Theaterplatz in Stuttgart errichtet wurde.

Einen neuen Obelisk wieder auf der höchsten Erhebung des Gutsparks zu errichten, scheiterte am Einwand der estnischen Behörden. Selbst die vorgeschlagene Reduzierung der Höhe auf rund 5 Meter erbrachte keine Wende. Herr v. Gersdorff stellte daher den Antrag auf Errichtung eines Gedenksteins in der Ebene des Parks und sagte im Jahr 2005 die Finanzierung durch den von Gersdorffschen Familienverband zu.

Bei einem Besuch in München im Jahr 2002 zeigte sich Staatspräsident Lennart Meri als bestens informiert, kannte die Bemühungen, das Denkmal zum 200. Todestag des Dichters wieder erstehen zu lassen und versprach Hilfe vor Ort. Als Herrn v. Gersdorffs Korrespondentin setzte sich Frau Malle Salupere in Gesprächen mit der deutschen Kulturverwaltung in Berlin für eine Finanzierunghilfe ein. Zugleich regte sie bei der Gemeindeverwaltung Helmet einen Wettbewerb für den Entwurf des Denkmals an. Ein Quartett aus Schillers Ode an die Freude sollte in deutscher und estnischer Sprache zu sehen sein; dazu auch Geburts- und Todesdatum. Von den fünf Entwürfen fand keiner genügend Unterstützung, weder in der Jury noch bei der Deutschen Kulturverwaltung, wonach das Interesse an Dichter und Denkmal erlahmte, aber nicht völlig.

Zwar erhoben sich Stimmen, dass das im Jahr 2013 in Puhti / Estland errichtete und zweimal erneuerte Schiller-Denkmal dem Anlass genügen sollte, aber es ist eben nur ein 1,28 m hoher Zylinder aus Dolomit. Seit der zweiten Restaurierung im Jahr 1959 steht dieses Denkmal unverändert an der Westküste.

Im nächsten Schillerjahr 2009 wurde die Idee wieder aufgenommen, doch in ganz bescheidener Form: jetzt wurde in Helme ein „Denkmal des Denkmals“ errichtet, und nicht auf dem Berge, sondern am Fuß des ehemaligen Schloßberges. Nunmehr kein Obelisk, sondern ein gewaltiger Findling aus Dolomit (auch „estnischer Marmor“ genannt), dem die Natur die geeignete Form verliehen hatte. Basis und Rücken bilden einen fast rechten Winkel, zwischen dem sich eine Schrägfläche spannt. Auf dieser Fläche wurde eine polierte Granitplatte befestigt, mit dem in beiden Sprachen gravierten und mit Goldfarbe gefüllten Text:

„Hier stand das in der Welt erste Denkmal für Friedrich von Schiller (1759-1805), errichtet 1805 von Elisabeth Dorothea von Gersdorff“. Eine größere Tafel enthält die Geschichte des Denkmals sowie dasselbe Quartett aus Schillers „Ode an die Freude“ wie auf dem ehemaligen Obelisk.