Einweihung des Eduard-Ahrens-Denkmals im Pastorat Kusal / Kuusalu
Am Laurentiustag 2017 (10. August) wurde das vor dem Pastorenhaus stehende Denkmal für den Pastor und Sprachwissenschaftler Eduard Ahrens eingeweiht
Pastor Eduard Ahrens wirkte in der Gemeinde Kusal / Kuusalu von 1837 bis zu seinem Tode im Jahr 1867 als Pastor – sprachgewaltig und mehrerer Sprachen mächtig. So war ihm aufgefallen, dass die zur Verfügung stehenden, zu Anfang des 19. Jhdts. üblichen Handbücher die estnische Sprache mit grammatischen Elementen der deutschen und der lateinischen Sprache verfremdeten. Wie Martin Luther vor ihm „schaute er dem Volk aufs Maul“ und entwickelte eine Sammlung der Volkssprache, die er als „Handbuch der Ehstnischen Sprache Revalschen Dialektes“ im Jahr 1843 veröffentlichte. Angeregt durch die finnische Sprache entwickelte er begleitend dazu eine noch heute großteils angewendete Orthographie. Im Jahr 1853 veröffentlichte Ahrens eine zweite Auflage, die nun auch (Ahrensches Postulat!) die lang ausgesprochenen Vokale durch Buchstabenverdopplung kennzeichnete.
Der estnische Schriftsteller Friedrich Reinhold Kreutzwald wandte sich längere Zeit gegen diese Neuerungen, während die Grundbesitzer die Entwicklungen estnischen Nationalbewußtsein fürchteten. Doch nachdem Ahrens Erkenntnisse bei der im Jahr 1871 gegründeten „Estnischen Literärischen Gesellschaft Eingang gefunden hatten, war Ahrens Werk allgemein anerkannt (vgl. hierzu den Beitrag von Ludwig Kentmann, MBL 4 / 2016, S. 9).
Diesen Menschen zu ehren, war nicht nur Plan des Familienverbandes Kentmann, sondern auch Absicht der Laurentius-Gesellschaft Kusaaluu. Gemeinsam wurden Möglichkeiten der Finanzierung eines zwei Meter hohen Bronzedenkmals gefunden, eine Ausschreibung unter Bildhauern folgte und als Ergebnis entstand die Skulptur eines geöffneten Buchs, in dem ein Pastor mit weit geöffneten Armen steht.
Am 10. August 2017 begannen die Feierlichkeiten vor dem Pfarrhaus mit einem Gottesdienst, der von Pastor Jaanus Jalakas im Beisein der Exzellenzen Erzbischof Urmas Viilma und Bischof Tiit Salumäe geleitet wurde. Ein großer Tag mit rund 100 Gästen, zu denen auch der ehemalige estnische Präsident Arnold Rüütel, der ehemalige estnische Premierminister Andres Tarand und Professor em. Mati Hint als Vertreter der Gesellschaft Estnische Sprache zählten. Die Fernsehübertragung von weiten Teilen der Veranstaltung weckte politisches und wissenschaftliches Interesse im In- und Ausland und das Pastorat Kuusalu wurde wieder zu dem Ort, an dem die estnische Sprache eine verbindliche Form erhielt – dank Eduard Ahrens.