Der Dünenfriedhof auf der Insel Langeoog
Das Baltendenkmal als Teil des Dünenfriedhofs
Direkt am Tor des Friedhofs fällt ein Schild ins Auge: Baron-von-Schilling-Weg. Hinter diesem Schild verbirgt sich ein Gutteil der Biographie eines Menschen, der rund 50 Jahre seines Lebens dem Aufbau eines Denkmals für die im Baltischen Altenheim Langeoog von 1945 bis 1978 verstorbenen Deutschbalten gewidmet hatte. Ob deren Zahl mit 368 oder mit, wie auf der Gedenktafel der Deutsch-Baltischen Landsmannschaft, insgesamt 326 anzusetzen ist, bleibt unmaßgeblich. Wichtiger ist, dass innerhalb des Denkmals auch der 19 deutschen Soldaten gedacht wird, die im Jahr 1945 ertrunken am Inselufer gefunden worden waren.
Geht der Blick entlang des Weges weiter, sieht man den hölzernen Glockenturm, wie man ihn auch am Landeswehrdenkmal auf dem Waldfriedhof von Riga erblickt. Das Baltendenkmal liegt jedoch links des Weges, dort wo der Friedhof mit seinen Grabstellen beginnt. Eine Rampe für Rollstuhlfahrer senkt sich links neben der Treppe einen knappen Meter tiefer hinab zu der von Bäumen umstandenen Fläche, an deren Ende eine Backsteinmauer die Gedenktafeln trägt. Auf der rechten Seite finden wir die Stelen, mit denen der 19 Ertrunkenen gedacht wird. Die Bäume stehen ein wenig zu nah, sind bereits zu hoch, um genügend Sonnenlicht einfallen zu lassen. Als Landsmannschaft und Ritterschaft dort noch Arbeitsfreizeiten unter Leitung von Dr. med. Jürgen Baron v. Schilling veranstalteten, herrschte sicher noch mehr Ordnung, doch von Verfall ist das Denkmal weit entfernt. Die Backsteinmauer und einige der Gedenktafeln müssten abgeschrubbt werden, denn die hohe Luftfeuchtigkeit der Nordseeinsel fördert den Algenwuchs; ansonsten gibt es nichts zu bemängeln. Die Mitte des Platzes nimmt ein Gedenkstein mit Baltenkreuz und dem Text „In Treuen fest“ ein, vor dem meist ein Kranz liegt. Über allem liegt Ruhe und Gelassenheit.
Nach dem Tod des damals 99-Jährigen Barons Schilling am 17. August 2008 oblag die Pflege des Denkmals dem zeitweise auf der Insel lebenden Professor Herbert Prenzlau, aber dessen Gesundheitszustand lässt schon seit mehreren Jahren keine effektive Arbeit mehr zu. Nun ist es die Aufgabe des Vereins zur Förderung Baltischer Baudenkmäler, der mit einer jährlichen Zahlung von 300,- Euro an die Friedhofsverwaltung das verstärkte Bemühen um Denkmalspflege bewirkt. Ein Gespräch mit dem Leiter der Friedhofsverwaltung im Februar 2020 ließ herausklingen, dass die am Friedhof arbeitenden Kräfte sich verstärkt um das Denkmal bemühen könnten, wenn die Jahresspende höher ausfiele. Gegen Arbeitsfreizeiten sei nichts einzuwenden, aber die Unterbringung der jungen Deutsch-Balten könne nicht mehr gesichert werden, da das von Baron Schilling erbaute „Dünenpflanzer-Heim“ zum Museum erklärt wurde und seither nicht mehr zur Unterbringung abseits der Grabsteine zur Verfügung steht. Deshalb bittet der Verein die Leser dieses Texts um Spenden, die eine Erhöhung der Jahresspende auf 600.- Euro zulassen.
Wer diese Gedenkstätte besucht, sollte auch vor dem Grab des „Inselbarons“ verweilen und dann noch weitergehen zum Denkmal für russische Kriegsgefangene, die aus Sorge um ihr Leben nicht in die Sowjetunion zurückgekehrt waren, sondern auf dem Dünenfriedhof ihre letzte Ruhe fanden.